– Eintrittspreis Museum 7.00 € –

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Michael Köster

URBAN PERSPECTIVES

Verlängert bis zum 12. Januar 2025

Die Motive von Michael Köster – fast ausnahmslos handelt es sich um Ansichten von Architekturen – sind in präziser Lichtregie, scharfer Konturierung und in feinsten Hell-Dunkel-Nuancen effektvoll inszeniert. Die Dramaturgie von Licht und Schatten ist ein wesentliches Element zur Steigerung der Bildstimmung. Kösters Formensprache lässt ebenso Einflüsse der Fotografie der Neuen Sachlichkeit erkennen, wie die des Film Noir. Aber auch Assoziationen zur Malerei stellen sich ein beim Betrachten mancher Bildinszenierungen ein, die in ihrer Atmosphäre an die rätselhafte Stimmung von Unbelebtheit und Stille in PitturaMetafisica-Gemälden erinnern.

Dass die Motive im Laufe des Bearbeitungsprozesses am Computer eine so eindringliche Präsenz entwickeln, liegt unter anderem daran, dass Michael Köster die Bauwerke, auf die er sich konzentriert, isoliert. Sie werden aus ihren realen urbanen Zusammenhängen, in denen sie normalerweise stehen, herausgelöst – den Gebäuden um sie herum zum Beispiel. Der damit einhergehende Verfremdungsprozess wird noch dadurch gesteigert, dass der Künstler seine Motive oft in eine fiktive dunkle bzw. abendliche oder nächtliche Umgebung versetzt.

Hinzu kommt noch, dass oft bestimmte Aspekte ausgeblendet werden, die das Leben einer Metropole wie Berlin charakterisieren – etwa die pulsierende Betriebsamkeit auf den Plätzen und Straßen. Die allgegenwärtigen Menschenmassen und den turbulenten Verkehr sucht man auf den Bildern des Künstlers vergebens. Diese Nichtanwesenheit des sozialen und gesellschaftlichen Lebens der Großstadt ist das wohl auffälligste Merkmal der Fotografien. Selten ist ein Mensch zu sehen in den Werken des Künstlers. Wenn Köster ihn dann doch einmal „lanciert“ in seinen Bildern, dann erscheint der Mensch schemenhaft, anonym und bedeutungslos gegenüber der die Bildkomposition beherrschenden, machtvollen Architektur. Überdies scheint der Mensch keinen Sinn zu haben für sein Umfeld. Er eilt, in sich gekehrt oder den Blick auf das Handy gerichtet, einem unbekannten Ziel entgegen.

Kösters Bilder irritieren nicht nur dadurch, dass sie eine andere Wirklichkeit aufscheinen lassen in Bezug auf unsere alltägliche Erfahrung und Wahrnehmung städtischer Urbanität. Sie faszinieren, aber sie werfen auch – par excellence – Fragen auf, beispielsweise zu Themen wie Identität und Anonymität oder Urbanität und Stadtgesellschaft.

 André Lindhorst, Januar 2022

Esben Fog

Fotografische Erzählungen

Esben Fog graduated from the Royal Danish Academy of Fine Arts in Copenhagen with a degree in architecture in 1979. Alongside his career as an architect, he has pursued a passion for photographic art, showcasing his work in numerous exhibitions over the years. For instance, this year he presented a 15 m² photograph at the international art exhibition NordArt in Rendsburg. For those who missed it, a smaller version of the work is on display at Haus Der Fotografie, created specifically for this exhibition.

In 2023, Esben published a photobook titled Photographic Short Stories, which is available at the exhibition.

His work is deeply inspired by the photographic masters of the 19th century and the art of painting, adopting a narrative approach to photography. Rather than simply documenting or interpreting the physical world, Esben creates imaginative, self-contained universes where new stories unfold—stories that appeal to our sense of wonder.

At the exhibition, you’ll encounter a mix of gravity and humor, with themes touching on life and death, human vanity, and even whimsical scenes such as Barbie dolls affected by climate change and a mother magically pulling her baby from a hat.  Dolls and toys in perilous situations and photos inspired of Greek myths.

Many of the figures in Esben’s work appear unclothed. Clothing, in his view, roots a figure in a specific time and cultural context, limiting the viewer’s imagination. By removing this context, the figures transcend both time and place, allowing for a deeper sense of mystery.

The exhibition features a combination of both analogue and digital photography, as well as works blending the two techniques.

Esben Fog schloss 1979 sein Architekturstudium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen ab. Neben seiner Karriere als Architekt widmet er sich seiner Leidenschaft für Fotokunst und präsentierte seine Arbeiten im Laufe der Jahre in zahlreichen Ausstellungen. So präsentierte er dieses Jahr beispielsweise ein 15 m² großes Foto auf der internationalen Kunstausstellung NordArt in Rendsburg. Für diejenigen, die es verpasst haben, ist im Haus der Fotografie eine kleinere Version des Werks ausgestellt, die speziell für diese Ausstellung geschaffen wurde.

Im Jahr 2023 veröffentlichte Esben ein Fotobuch mit dem Titel Photographic Short Stories, das in der Ausstellung erhältlich ist.

Seine Arbeit ist stark von den Fotomeistern des 19. Jahrhunderts und der Kunst der Malerei inspiriert und verfolgt einen narrativen Ansatz in der Fotografie. Anstatt die physische Welt einfach nur zu dokumentieren oder zu interpretieren, schafft Esben fantasievolle, in sich geschlossene Universen, in denen sich neue Geschichten entfalten – Geschichten, die unseren Sinn für Wunder ansprechen.

In der Ausstellung werden Sie eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor erleben, mit Themen rund um Leben und Tod, menschliche Eitelkeit und sogar skurrilen Szenen wie Barbiepuppen, die vom Klimawandel betroffen sind, und einer Mutter, die ihr Baby wie durch Zauberhand aus einem Hut zieht. Puppen und Spielzeuge in gefährlichen Situationen und Fotos, die von griechischen Mythen inspiriert sind.

Viele der Figuren in Esbens Werken erscheinen unbekleidet. Seiner Ansicht nach verwurzelt Kleidung eine Figur in einem bestimmten zeitlichen und kulturellen Kontext und begrenzt die Vorstellungskraft des Betrachters. Durch das Entfernen dieses Kontexts transzendieren die Figuren sowohl Zeit als auch Ort und ermöglichen so ein tieferes Gefühl von Mysteriösität.

Die Ausstellung zeigt eine Kombination aus analoger und digitaler Fotografie sowie Werke, die beide Techniken vermischen.

Laetitia Heisler

Humanoid Vegetals Stories

Laetitia Heisler, wohnhaft in Norddeutschland, ist eine französisch-deutsche bildende
Künstlerin, die sich auf analoge Fotografie, Selbstporträts und Performance spezialisiert hat.
Durch eine farbenfrohe Bildsprache erforscht sie die Kraft der Zyklen in der Natur und im
Menschen. Ihre Arbeit entsteht durch experimentelle Prozesse, bei denen sie die greifbare
Welt nutzt, um surreale, visuell fesselnde Muster zu schaffen. Ihre Werke wurden in
verschiedenen Städten wie London, Glasgow, Rom und Leipzig ausgestellt.

„Humanoid Vegetalis Stories“ ist eine analoge Fotoserie, die 2022 begann und durch
Doppelbelichtungen die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Natur erforscht. Inspiriert von
Meditation und einer spirituellen Reise nach Indien, kombiniert die Serie menschliche Porträts
mit natürlichen Elementen wie Bäumen, Blumen und Wasser. Der Prozess beginnt mit der
Aufnahme von Landschaften in einem meditativen Zustand, gefolgt von der Überlagerung
menschlicher Porträts auf demselben Film, oft Monate oder Jahre später. Diese
traumähnlichen Bilder spiegeln eine verborgene Realität wider, die über die Grenzen von
Sprache und Rationalität hinausgeht. Durch die handgemachten Dunkelkammerdrucke
erforscht Laetitia Heisler nicht nur die Verbindung zur Natur, sondern auch seine eigene
Einsamkeit und die Vielschichtigkeit der Realität.

Laetitia Heisler ist eine autodidaktische französisch-deutsche Analogfotografin, die in
Norddeutschland lebt und in Südfrankreich aufgewachsen ist. Sie hat sich auf Doppel- und
manchmal sogar Dreifachbelichtungen spezialisiert und wartet manchmal Jahre, bevor sie
zwei oder drei Bilder kombiniert. Sie druckt all ihre Arbeiten sorgfältig selbst und verbringt oft
Stunden in der Dunkelkammer.
Man Ray, der dadaistische Maler und Fotograf, sagte einmal zu mir: „Der Künstler ist der
einzige wahre Weise. Er/Sie kommt mit einem offenen Geist und offenen Händen zu uns.
Wenn sein/ihr Werk andere konfrontiert, wird er/sie nicht vor Gericht gestellt. Es ist der
Zuschauer, wenn überhaupt, der sich selbst zur Rede stellt. Die Zeit hat dies immer wieder
bewiesen… Die Straßen sind voller bewundernswerter Handwerker, aber so wenige
praktische Träumer.“
Ich denke, Heisler ist ein bewundernswerter Träumer, und es war natürlich Man Ray, der in
den 1920er Jahren in seiner Pariser Dunkelkammer begann, mit Doppelbelichtungen zu
experimentieren und seine berühmten „Rayographien“ schuf.
Heislers florale Selbstporträts sind exquisit, einfühlsam komponiert und sprühen vor
Emotionen und lyrischen Schwingungen. Ihr Werk ist sehr traumhaft und strahlt eine Art
„Alice im Wunderland“-Welt aus. Ich bewundere ihre Aussage: „Ich lege den Film mit Blumen
und Seife in heißes Wasser und lasse ihn monatelang trocknen, bevor ich fotografiere.“
Heisler hat die Welt mit ihrer treuen Pentax und anderen Kameras bereist. Während sie
andere Menschen fotografiert, beeindrucken mich besonders ihre eigenen Selbstporträts.
Ihre Nacktcollage mit einer Sonnenblume ist sowohl surrealistisch als auch eine Hommage an
die dadaistische Tradition.
Laetitia Heisler ist eine vollendete Künstlerin, die allein in ihrer Dunkelkammer arbeitet,
immer experimentiert und die Tradition von Man Ray und seinesgleichen in den 1920er und
30er Jahren am Leben hält. Dies ist eine Künstlerin, der ich weiterhin folgen werde. Und wie
sie selbst schrieb: „Das beste Bild ist das, das du niemals einfangen kannst!“ Nun, ich denke,
vielleicht hat sie das doch?

Anthony Fawcett, März 2024
Kunstkurator und persönlicher Assistent von John Lennon & Yoko Ono in den späten 60ern

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